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Kirchenmusik St. Oswald Buchen (Odenwald)

Wanderung auf den Odenwälder Spuren von Kraus

Nachdem eine ganze Reihe Mitglieder des Katholischen Kirchenchores St. Oswald im April 2023 Stockholm besucht und die letzten Lebensjahre des Komponisten Joseph Martin Kraus (1756-1792) kennen gelernt hatten, zeigte eine Wanderung am 28. September 2025 die Odenwälder Spuren des Musikers auf.

Ausgangspunkt der knapp 14 km langen Tour war das stattliche Wohnhaus aus Odenwälder Buntsandstein im Rokokostil am Miltenberger Marktplatz, das der Baumeister Johann Martin Schmitt um 1750 errichtet hatte. Hier erblickte Kraus am 20. Juni 1756 das Licht der Welt. Seine Mutter Anna Dorothea war eine Tochter des Baumeisters, die mit dem damaligen Amorbacher Stadtschreiber Joseph Bernhard Kraus verheiratet war. Heute erinnert, außer einer Gedenktafel am Geburtshaus, eine Bronzeskulptur des zeitgenössischen Künstlers Helmut Kunkel an den Komponisten.

Nach einem etwas steileren Anstieg am Schnatterloch führte ein gemütlicher Waldweg mit herrlichen Ausblicken auf das Maintal ins nahegelegene Weilbach, den Geburtsort des Vaters. Joseph Bernhard Kraus war Gastwirtssohn, sein Elternhaus war das Gasthaus „Zum Hirschen“ im Weilbacher Ortskern. Die Familie Kraus war Ende des 17. Jahrhunderts zusammen mit einer ganzen Reihe weiterer Familienangehöriger als Verwalter von Mühle und Hofgut ihres Verwandten Johann Jacob Walter von Witterda bei Erfurt nach Weilbach gekommen. In der Weilbacher Kirche, die die Wandergruppe besuchte, sind noch heute ein von Johann Jacob Walter gestifteter vergoldeter Messkelch sowie eine Pieta auf dem linken Seitenaltar, ein Geschenk von Walters Schwester Anna Maria, erhalten.

Über den kleinen Weiler Reuenthal gelangten die Wanderer hinauf auf den Gotthardsberg, wo Gelegenheit bestand, die eindrucksvolle Kirchenruine zu besichtigen und bei bestem Wanderwetter den „7-Täler-Blick“ vom Turm zu genießen. Joseph Martin Kraus weilte – nach wenigen Jahren während der frühesten Kindheit – zu Beginn und am Ende seiner großen Europareise 1782/83 und 1786 in Amorbach. Dort konnte er nicht nur Eltern und Geschwister besuchen, nachdem der Vater in Kurmainzischen Diensten die Stelle eines Oberamtsassessors innehatte, sondern lernte P. Roman Hoffstetter, den Komponisten und Musiker der Abtei Amorbach kennen. Für die damals neu errichtete Orgel der Gebrüder Stumm schuf Kraus seine Motette „Stella coeli“, ein wie Hoffstetter später schreibt „herrliches meisterhaft gesetztes Werk!“ Besonders eindrucksvoll beschreibt Kraus rückblickend 1790 in einem Brief einen Spaziergang auf den Gotthardberg zusammen mit seiner jüngeren Schwester Marianne. Dieser und weitere Briefzitate beschlossen die Wanderung auf den Spuren des Joseph Martin Kraus in seiner Odenwälder Heimat.