Am Samstag, 23. Nov 2013 um 17 Uhr findet in der Stadtkirche St. Oswald unter der Leitung von Kirchenmusiker Horst Berger ein großes Jubiläumskonzert mit Kirchen-, Projekt-, Jugend- und Kinderchören von St. Oswald, Orchester und Solisten statt.
Herr Gaber, als Diözesanpräses sind Sie für alle Kirchenchöre in der Erzdiözese Freiburg zuständig. Wie sehen sie die aktuelle Situation in den Chören in Ihrem Aufgabenbereich?
Gaber: Wir haben 860 Kirchenchöre in unserem Erzbistum mit ca. 22.000 Sängerinnen und Sängern. Wir sehen in der demographischen Entwicklung unserer Gesellschaft eine steigende Überalterung von Gruppierungen und auch eine nachlassende Bereitschaft, sich regelmäßig Woche für Woche zu engagieren. Großen Respekt habe ich vor dem nach wie vor außerordentlichen ehrenamtlichen Einsatz der vielen Sängerinnen und Sänger. Dort, wo die Chorleitung versucht, Klassik und Moderne zu verbinden und eine einladende, fröhliche Atmosphäre in einem Kirchenchor herrscht, gibt es tatsächlich weniger Schwierigkeiten als dort, wo man nur mit althergebrachten Strukturen arbeitet. Ich erlebe, dass Kirchenchöre Ihren Dienst beenden, aber auch Neugründungen und Fusionierungen benachbarter Chöre, die plötzlich feststellen, dass sie nun einen ganz neuen Klangkörper bilden.
Viele Chöre leiden an Überalterung. Welche Konzepte sind in der Erzdiözese Freiburg zu erkennen, die dem Trend entgegenwirken?
Gaber: Da und dort werden Projektchöre gegründet, die zu einem bestimmten Festtag neue Sängerinnen und Sänger anlocken und einladen. Manche bleiben dabei. Pueri Cantores gibt sich sehr viel Mühe, Kinder- und Jugendchöre heranzubilden. In unserer Erzdiözese gibt es bereits 27 solcher Chöre. Lied des Monats zum neuen Gotteslob, offenes Singen, spezieller Schaukasten für den Kirchenchor, pfiffige Presseberichte: alles Versuche, dem Trend entgegenzuwirken. Gemeinsam sind wir stark!
Sie werden bei dem Buchener Jubiläumskonzert im November persönlich anwesend zu sein. Was erwarten sie von der Aufführung?
Gaber: Ich finde es toll, dass dieses große Jubiläumskonzert mit Orchester und Solisten einen Querschnitt bietet von Barock zu Klassik, Romantik und Neuzeit. Das ist ein spannendes Projekt und ich freue mich sehr, Zuhörer sein zu dürfen. Ich komme da von Mannheim und fahre wieder nach Mannheim zurück, da am Christkönigssonntag Diakonenweihe in der Jesuitenkirche stattfindet.
Das Singen im Kirchenchor hat neben der reinen Chormusik ja auch eine pastorale, liturgische, seelsorgerische und missionarische Dimension. Was ist Ihnen bei dieser Aufzählung besonders wichtig?
Gaber: Ich meine, dass Sängerinnen und Sänger, Chorleitung und Organisten in ihrem liturgisch-musikalischen Dienst auf spezifische Weise die charakteristischen Grundfunktionen einer christlichen Gemeinde erfüllen.
- Durch die Erarbeitung kirchenmusikalischer Literatur vorrangig für den gottesdienstlichen Gebrauch versteht sich ein Kirchenchor als eine „ARBEITSGEMEINSCHAFT“
- Als Raum sinnvoller Freizeitgestaltung kann sich ein Kirchenchor als „FREIZEITGEMEINSCHAFT“ bezeichnen, die dem einzelnen Chormitglied Erholung und Bereicherung seines Lebens zu vermitteln vermag
- Als der Ort der Begegnung zwischen den Generationen beiderlei Geschlechts versteht sich ein Kirchenchor als eine „GENERATIONENGEMEINSCHAFT“, die zum Verständnis und zum Bewusstsein gegenseitigen Aufeinanderangewiesenseins beiträgt
- Durch die Aufgabe der gesungenen Glaubensvertiefung und des musikalischen Glaubenszeugnisses in der gottesdienstlichen Feier formt sich der Kirchenchor zu einer „RELIGIÖSEN GEMEINSCHAFT“
- Im Wunsch zur chorischen Gestaltung der gottesdienstlichen Feiern als spezifischer Beitrag zur Verlebendigung des gemeindlichen Lebens ist der Kirchenchor eine „GEMEINDEBEZOGENE GEMEINSCHAFT“
- In der Verwirklichung der hier aufgezeigten Gemeinschaftsaspekte entwickelt sich ein Kirchenchor von einer Gruppe singender Individualisten zu einer tragfähigen Chorgemeinschaft mit Ausstrahlung in die gesamte Gemeinde
Musik wird so das kostbare Band, das die Menschen untereinander und mit Gott verbindet.
Sie kennen die Homepage www.kirchenmusik-buchen.de und haben den Verantwortlichen dafür Ihr Kompliment ausgesprochen. Was spricht sie an diesem Internetauftritt besonders an?
Gaber: Die Homepage ist wirklich gelungen. Eine große Übersichtlichkeit zeigt die spannende Vielfalt kirchenmusikalischen Tuns in Buchen. Sogar der einzelne Tag wird hervorgehoben. Wenn man klickt „Weiterlesen“ erhält man zum Beispiel einen guten Überblick über die Gestaltung des Jubiläumskonzertes im November 325 Jahre und findet dazu sogar noch den Probeplan.
Ein Kirchenchor ist im Diözesan-Cäcilienverband eine geschätzte Gemeinschaft und selbst wieder Teil der größeren Gemeinschaft im Allgemeinen Cäcilienverband (ACV). Ein Kirchenchor ist kein abgeschlossener Club, sondern Teil der Pfarrgemeinde, ja ein Baustein von Kirche. Und der Teil dient dem Ganzen. Das Geben und das Empfangen, das Mitarbeiten und Beschenktwerden wird zur Einheit. Mein besonderer Wunsch ist, dass es gelingt immer wieder Menschen, auch junge Menschen für den Chorgesang und für das Engagement in den Kirchenchören zu begeistern. Gehen Sie auf junge Menschen zu, seien Sie offen für neue Ideen, für neue Formen und Variationen der Kirchenmusik. Hat die Chorleitung Kontakt zu den Jugendgruppen, zu den Erstkommunikanten, zu den Ministranten? Ich kenne Versuche, dass die musikalische Vorbereitung des Erstkommuniongottesdienstes von der Chorleitung mit den Kindern fröhlich geleistet wird. Ja da und dort singen sogar Eltern mit. Ich kenne Ministrantenchöre und habe dazu in Schwetzingen gute Erfahrungen gemacht. Gibt es Gottesdienste, in denen zum Beispiel zum Patrozinium sämtliche musikalische Gruppen mitwirken: vom Kindergarten bis zum Ministrantenchor und der Jugendband, zusammen mit dem Kirchenchor? Singt der Kirchenchor auch Choräle abwechselnd mit der Gemeinde oder „nur“ Orchestermessen? Ist der Kirchenchor der Vorsänger der Gemeinde, gibt es Kantorinnen und Kantoren, eine Kantorenschola? Wie wird ein Interessent oder eine Interessentin im Kirchenchor empfangen? Gibt es dazu stets einen freien Stuhl und jemand der dafür einen guten Blick hat? Viele Anregungen, viele Ideen…
Ab sofort sind Karten in zwei Kategorien im Verkehrsamt Buchen (Tel.: 06281 / 27 80) zu erwerben. Außerdem findet im Rahmen des Jubiläums am Samstag, 14. Sept. 2013 um 20 Uhr in St. Oswald, Buchen ein „Historisch Musikalischer Abend“ statt. Stefan Müller-Ruppert wird in Geschichten und Anekdoten die wichtigsten Ereignisse aus mehr als drei Jahrhunderten Revue passieren lassen.
Am Sonntag, 27. Oktober 2013 um 17 Uhr findet in der Stadtpfarrkirche St. Oswald ein Konzert der „Jungen Kammerphilharmonie Rhein-Neckar“ unter der Leitung von Thomas Kalb statt.