Interview mit Horst Berger, Gesamtleitung

Großes Jubiläumskonzert
325 Jahre Kirchenmusik in St. Oswald, Buchen

 

Buchen. Am Samstag, 23. Nov 2013 um 17 Uhr findet in der Stadtkirche St. Oswald unter der Leitung von Kirchenmusiker Horst Berger ein großes Jubiläumskonzert mit allen Chören von St. Oswald, Orchester und Solisten statt. Ab sofort sind Karten in zwei Kategorien im Verkehrsamt Buchen (Tel.: 06281 / 27 80) zu erwerben.

 

Woher weiß man eigentlich, dass in St. Oswald schon 325 Jahre lang Kirchenmusik gepflegt wird?

 

Horst Berger: Bis ins späte 17. Jahrhundert hinein nennen die Quellen nur einen Schulmeister der sowohl schulische als auch kirchliche Dienste alleine verrichten musste: „Schulunterricht, Mesner- und Glöcknerdienste, Orgelspielen an Sonn- und Feiertagen.“ Nach der Einführung der allgemeinen Schulpflicht im Kurstaat Mainz 1682 war dies für einen Schulmeister kaum noch zu bewältigen. Mit dem Jahr 1687/88 trat die einschneidende Veränderung ein: Sowohl Pfarrei- als auch Kreuzkapellenfondsrechnungen weisen für dieses Rechnungsjahr die Besoldung eines Kantors aus. Der Schulmeister wird künftig als Rektor bezeichnet. 1687/88 werden erste Instrumente angeschafft, die Ausgaben für Geigensaiten tauchen in den kommenden Jahresrechnungen immer wieder auf. Für besondere Feste werden künftig regelmäßig Singmägde und Musikanten entlohnt. Somit kann das Jahr 1687/88, d. h. die Einstellung des Kantors, mit einiger Sicherheit gleichgesetzt werden mit dem Beginn geregelter kirchenmusikalischer Aktivität in Buchen.
Sehr beeindruckend ist für mich aus heutiger Sicht, dass schon vor so langer Zeit Geld in Kantor, Instrumente und Musiker investiert wurde. Kirchenmusik war schon vor 325 Jahren in weit ärmlicheren Verhältnissen der Buchener Bevölkerung „etwas wert“.

 

Auf welches Stück freuen Sie sich besonders bei dem Konzert?

 

Horst Berger: Ein ganz besonderer Höhepunkt wird sicherlich das ergreifende „Te Deum“ von A. Bruckner. Ich selbst habe es als Jugendlicher zufällig beim Katholikentag Karlsruhe kennengelernt. Das große Orchester, die strahlenden und kraftvollen Höhepunkte, aber auch die warmen und einfühlsamen Passagen verbunden mit der theologischen Aussage hatten mich tief beeindruckt. Nicht minder wirkungsvoll wird sicherlich die „Mass of the Children“ von John Rutter. Über 100 Kinder und Jugendliche aus den drei Kinderchorgruppen und dem Jugendchor St. Oswald singen den Teil des „Children Choirs“. Zusammen mit dem vierstimmig gemischten Chor und dem Orchester summiert sich die Anzahl der Mitwirkenden auf über 200. Außerdem ist es für mich selbstverständlich bei einem solchen Jubiläum auch ein Werk von J. M. Kraus aufzuführen: Die Motette „Stella coeli“ für Sopran und Tenor solo, Chor und Orchester.

 

Welche Bedeutung hat das Konzert im Zusammenhang mit den Oratorien der vergangenen Jahre?

 

Horst Berger: Seit 14 Jahren darf ich in Buchen aktiv sein. In dieser Zeit denke ich an viele atmosphärisch dichte Konzerte und Oratorien zurück: „Weihnachtsoratorium“ von J.S. Bach, „Emmaus“ von Th. Gabriel, „Der Messias“ von G.F. Händel, „Adiemus“ von K. Jenkins, „Adam“ von G. Linßen und nicht zuletzt das Buchener Oratorium „Petrus“ von C. Roos und C. Kieser. Ein ganz eigenes Experiment war vor 2 Jahren das Konzert „Rock & Klassik“ in der Stadthalle. Ich habe das Gefühl, dass sich in Buchen eine schöne „Tradition“ dieser kirchenmusikalischen Großveranstaltungen entwickelt hat: Ich erfahre große Unterstützung aus dem Kirchenchor bei den tausend organisatorischen Details, immer wieder kommt eine stattliche Anzahl von Projektsängerinnen und –sängern in die Proben, die Konzerte der letzten Jahre waren immer ausverkauft, …
Neu sind die drei Kinderchorgruppen, die seither nie in ein solches Konzert eingebunden waren. Neu ist die Größe des Orchesters (Neben Streichern und Holzbläsern sind viele Blechbläser, eine Harfe, 3 Schlagzeuger, u.a. besetzt)

 

Welches Orchester, welche Solisten sind aktiv?

 

Horst Berger: Das Orchester wird zu dem Jubiläumskonzert das erste Mal zusammen spielen. Es setzt sich aus Musikern aus Buchen und der Umgebung (bis Würzburg und Mannheim) zusammen. Viele dieser Orchestermusiker haben in den vergangenen Jahren bereits mehrfach bei Oratorien oder Konzerten in Buchen mitgewirkt. Sie freuen sich immer sehr, wenn ich sie anrufe. Ich habe den Eindruck  sie schätzen die angenehme Atmosphäre, das hohe musikalische Niveau, reizvolle Programme und letztendlich eine faire Bezahlung. Als Solisten sind aktuelle und ehemalige Gesangslehrer an der Josef Martin Kraus Musikschule engagiert: Martina Navrath, Birgit Pausch (ehemals Schmidt) und Oliver Munique. Hinzu kommt „unser“ Buchener Tenor Benedikt Nawrath.

 

Ab sofort sind Karten in zwei Kategorien im Verkehrsamt Buchen (Tel.: 06281 / 27 80) zu erwerben. Außerdem findet im Rahmen des Jubiläums am Samstag, 14. Sept. 2013 um 20 Uhr in St. Oswald, Buchen ein „Historisch Musikalischer Abend“ statt. Stefan Müller-Ruppert wird in Geschichten und Anekdoten die wichtigsten Ereignisse aus mehr als drei Jahrhunderten Revue passieren lassen.
Am Sonntag, 27. Oktober 2013 um 17 Uhr findet in der Stadtpfarrkirche St. Oswald ein Konzert der „Jungen Kammerphilharmonie Rhein-Neckar“ unter der Leitung von Thomas Kalb statt.

Weitere Infos findet man bei www.kirchenmusik-buchen.de