Rund 100 Mitwirkende verwandelten die Kirche St. Magnus in Hainstadt mit ihrer Musik, mit Tanz, Licht und Videoprojektionen in einen magischen Ort. © MARTIN BERNHARD
Hainstadt. Was ist der Mensch? Was darf der Mensch? Mensch, wann hast du genug? – Mit diesen und anderen philosophischen Fragen haben sich auf musikalische Weise Mitwirkende und Publikum bei der Aufführung des Oratoriums „Adam“ von Gregor Linßen am Samstagabend in der Kirche St. Magnus in Hainstadt auseinandergesetzt. Rund hundert Mitwirkende machten den Abend für alle Beteiligten zu einem besonderen Erlebnis. Passend zu den jeweiligen Liedern wurde die Kirche stimmungsvoll illuminiert oder Videosequenzen in den Altarraum oder an die Seitenwände des Chorbogens projiziert. So wurden auch die Besucher zu einem Teil der Gesamtinszenierung.
Beachtliche Talente aus der Region
Es ist beachtlich, welche Talente eine vergleichsweise kleine Stadt wie Buchen hervorbringt. So überzeugte nicht nur der Chor, sondern auch die Solisten begeisterten mit ihrem professionellen Gesang. Die beiden jungen Tänzerinnen Frieda Balles und Eva-Maria Sweazey erfreuten durch ihre ausdrucksstarken Darbietungen. Und auch die Band war überwiegend mit Musikern zusammengesetzt, die über einen Bezug zu den kirchlichen Jugendchören oder zu der Region verfügen. Ton- und Lichttechnik funktionierten perfekt.
Frieda Balles als quirlige Tänzerin. © MARTIN BERNHARD
Ganz im Stil des „Neuen Geistlichen Lieds“ entwickelte sich in der Hainstadter Pfarrkirche ein rockig-poppiges Fest mit lauten und mit zarten Klängen. Nach offizieller Lesart handelt es sich bei „Adam“ um ein Gespräch zwischen einem Mann mittleren Alters und einem Priester. Diese Rahmenhandlung geriet am Samstagabend in den Hintergrund, eine dramaturgische Entwicklung nahm man nicht wahr.
Das tat der Wirkung des Oratoriums aber keinen Abbruch. Die zentralen Fragestellungen der menschlichen Existenz kamen dennoch wirkungsvoll zum Ausdruck, dank einer mitreißenden, teilweise effektvollen Darbietung, dank der Leidenschaft der Musiker und dank der Video- und Lichttechnik. Manch Besucher mag hin und wieder ein Gänsehaut-Gefühl verspürt haben. Immer wieder spendete das Publikum während der Aufführung Beifall.
Brillante Solisten (von links): Eva Breitinger, Marion Beck, Helen Majer, Mathias Grollmuss und Martin Grollmuss. © MARTIN BERNHARD
Am Ende stellte das Lied „Meine Schritte zu Dir“ einen Höhepunkt der Aufführung dar. „Meine Schritte zu Dir sind ein Tanz, mein Gebet wie ein Sonnengesang. Ich will singen und tanzen wie Miriam aus Freude an Dir und Dir zum Dank“, intonierte der Chor, bevor Eva-Maria Sweazey vom Haupteingang der Kirche zum Altarraum tanzte und dort zu eingespielter Musik gekonnt die Inhalte des „Sonnengesang“ von Franz von Assisi ausdrückte. Gefühle der Vertrautheit stellten sich ein, als zu dem Schluss-Song „Wir tragen eines Menschen Namen“ Porträts von Sängern des Kirchenchors St. Oswald an die Wand projiziert wurden.
„Adam“ bedeutet „Mensch“
Vor Beginn der Aufführung hatte Dekan Johannes Balbach das Publikum begrüßt und in die Handlung des Oratoriums eingeführt. So wies er unter anderem darauf hin, dass der Name „Adam“ im Hebräischen „Mensch“ bedeute. „Der Mensch lebt im Spannungsfeld der Erdverbundenheit und Gott“, sagte Balbach. „Schadet der Mensch der Welt mehr, als er ihr nützt?“, könne man fragen, wenn man an Umweltverschmutzung, Krieg in der Ukraine und im Nahen Osten denke. Außerdem würden Menschen andere gern in Kategorien einteilen. „Viele Menschen haben den Glauben an eine sinnstiftende Macht verloren“, stellte Balbach fest. Vor diesem Hintergrund sei es umso wichtiger, eine „persönliche Beziehung zu Gott“ aufzubauen. Man müsse Verantwortung für die Gesellschaft übernehmen und sich fragen, wie man dieser Verantwortung gerecht werden könne. Dazu sei es wichtig, Vertrauen in Gott zu haben, das kindliche Staunen über die Schöpfung zu behalten und Demut zu bewahren. „Mir muss bewusst sein, dass ich nicht Gott bin“, erläuterte der Pfarrer. Anschließend dankte Johannes Balbach allen Mitwirkenden.
Gesamtleitung: Horst Berger.
Chöre: Kirchenchor St. Oswald, Jugendchor St. Oswald, Projektsänger.
Solisten: Marion Beck, Eva Breitinger (beide Sopran), Helen Majer (Alt), Mathias Grollmuss (Tenor), Martin Grollmuss (Bass), Frieda Balles, Eva-Maria Sweazey (beide Tanz), Benedikt Berger (Violine).
Band: Magnus Balles (Piano), Alexander Ritt (Keyboard), Michael Henk (Drums), René Kremser (Percussion), Claudia Ebert (E-Bass), Roman Hanak-Szymanski (E-Gitarre).
Technik: Micha Mainx , Peter Falke (beide Ton), Benedikt Kögel (Videoproduktion), Jakob Link (Projektionen und Licht). mb
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Martin Bernhard Redaktion